Das Ergebnis einer nur auf den ersten Blick verrückt anmutenden Idee lässt sich ab sofort im Weltladen Kirchheim in der Dettinger Straße 37 kaufen – Rohkaffee aus Nicaragua, geröstet in Deutschland. Der Reeder und Kapitän Cornelis Bockermann möchte mit seinem Frachtsegler „Avontuur“ ein Zeichen setzen gegen die Missstände im Transportwesen. Die meisten Frachten kommen in riesigen Containerschiffen aus Afrika, Süd- und Lateinamerika sowie Asien nach Europa, jedoch werden faire Arbeitsbedingungen und fairer Lohn bei keinem Frachtunternehmen gewährleistet. Zudem ist die Umweltbelastung durch die Verbrennung von Schweröl ebenso in Verruf geraten wie der Verlust von Ladung bei Schiffsunglücken.

Am 6. Juni 2019 erreichte die „Avontuur“ nach 18-monatiger Reise den Hamburger Hafen, beladen mit Rohkaffee aus Nicaragua, Kakaobohnen aus Belize und Cognac, der zur Reifung die Reise hin- und zurück gemacht hat. Bei verderblicher Ware ist diese Art des Transportes keine Alternative, jedoch setzt sie ein Zeichen, dass eine nachhaltige Möglichkeit des Transportes keine Utopie ist und mit modernen, neuen Technologien durchaus eine Selbstverständlichkeit werden könnte. Diese bio-fairen Güter wurden mit Hilfe des Windes über den Atlantik transportiert und so verbindet sich das nachhaltige Engagement der Produzent*innen mit den konsumbewussten Kunden in Europa.

El Puente, ein Fair-Handelsimporteur, hat einen Teil seines Rohkaffees auf diese Weise transportiert und den Kaffee nun in Deutschland rösten lassen. Der Kaffee stammt von der Kooperative Cosatin, Kilometer nordöstlich von Managua. Diese Kooperative umfasst seit ihrer Gründung im Jahr 1997 mittlerweile rund 600 Mitglieder. Verstreut in kleinen Gemeinden auf einer Anbauhöhe von 500-1.400 Metern werden Kaffee und Honig in Bioqualität für den Export produziert. Für den Eigenbedarf und den heimischen Markt kommen noch Mais, Bohnen, Zitrusfrüchte, Bananen und Kakao dazu. Die Kooperative kann es sich heute leisten, alle Kinder zur Schule zu schicken und aus dem Erlös vom Mehrpreis des fairen Handels auch Stipendien für ein agrarwissenschaftliches Studium auszuzahlen.

Für alle konsumbewussten Kunden hält der Weltladen, Kirchheims Fachgeschäft für Fairen Handel am Rande in Innenstadt jetzt den außergewöhnlichen Kaffee gemahlen und als Bohne bereit.

Gudrun Leibold